Was Donald Trump einreisst, bauen Provinz wieder auf.

Ich bin ja tatsächlich niemand, der selbst wirklich musikalisch ist. Wobei … in Guitar Hero habe ich damals den einen oder anderen Gitarristen alt aussehen lassen. Spaß beiseite. Ich bin untalentiert, was Musik angeht. Umso lieber höre ich anderen zu, die das drauf haben.

Dank der Streaming-Plattform #1 in Deutschland und ihrem unfassbar smarten Algorithmus stoße ich immer mal wieder viel zu spät auf Musik, die ich absolut spannend finde.

Deutsch. Jung. Verbraucht.

Es ist mal wieder einer dieser Tage. Da klicke ich auf das Debut-Album von Provinz. Der Grund? Ich fand den Titel des Albums spannend: „Wir bauten uns Amerika“.

Ich lasse ein paar Songs laufen. Irgendwie AnnenMayKantereit x Faber x Wanda, nur um einmal den kompletten DACH-Raum abzudecken, aber doch eigenständig. Kann man definitiv hören. Dann kommt Song #4 – ja ich gehöre zu der Sorte Mensch, die ein Album von vorne bis hinten hören. Er heißt „Diego Maradona„.

Ein Loblied auf Fußball? Weit gefehlt. Es geht zwar ums Abschießen, aber nicht auf dem Fußballplatz, sondern so wie das Jugendliche vor dem sonntaglichen Kick in der Provinz machen. Mit richtig viel Stoff an der Bussi (Bushaltestelle).

Frustbewältigung in der Provinz. Hilfsmittel gegen Langeweile auf dem Kaff. Darum geht es in vielen Songs auf „Wir bauten uns Amerika“. Das Bauwerk ist also ein Wunsch-Ort, das virtuelle & perfekte Amerika, so wie es uns in Instagram-Profilen und Netflix-College-Serien vorgegaukelt wird.

Provinz träumen sich also quasi aus der Heimat an einen fiktiven Ort, der so verheißungsvoll ist und so vieles bietet.

Die Realität? Die vereinigten Staaten augenscheinlich am Scheideweg.

Dass dieses Bild der Staaten der Realität mal so gar nicht standhält, wissen die Jungs inzwischen sicherlich. Aber vielleicht macht irgendjemand den Album-Titel ja wahr und führt die USA dorthin, wo wir sie alle gerne sehen würden. Vorzeige-Nation. Technologie-Macht. Freund Europas. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und in der Zwischenzeit lauschen wir den melancholischen Klängen von Provinz.

Foto von tom coe auf Unsplash