12 Geschworene müsst ihr sein.

Ein regnerischer Sonntag. Und mit regnerisch meine ich: NO-WAY-SETZE-ICH-HEUTE-EINEN-FUSS-VOR-DIE-TÜR regnerisch. Also: TV an und Netflix-Taste drücken. Auf meiner Watchlist war neben einer Menge Quatsch dann auch noch eine belgische Serie, deren Trailer einen gute Eindruck gemacht hat: De Twaalf bzw. Die zwölf Geschworenen.

Wer spielt die Hauptrolle? Oder spielt das gar keine Rolle?

Eine Serie, die wenn wir mal ganz ehrlich sind, sich natürlich nicht in den Crime-Olymp von True Detective und Co. einreihen wird. Aber für einen Sofasonntag ist das schon was. Und vor allem auch mal was anderes. Grundsätzlich geht es um den Mordprozess gegen eine belgische Mutter. Sie soll ihre beste Freundin vor 20 und ihre eigene Tochter vor vier Jahren umgebracht haben. So weit so gut und irgendwie auch bekannt.

Der interessante Kniff der Serie ist es aber, dass nicht die designierte Mörderin im Fokus steht, sondern jeder der Geschworenen, die in diesem Fall ein Urteil sprechen sollen. Und die haben es teilweise echt in sich. Von der Milliardärs-Waisin, über den korrupten Bau-Unternehmer, bis hin zum greisen Tiernarr. Jeder trägt sein Päckchen mit sich rum und disqualifiziert sich eigentlich für seine Aufgabe. Oder doch nicht? Hat nicht jeder von uns dunkle Kapitel in seinem Leben? Selbstverständlich sind einige Figuren in De Twaalf überzeichnet, aber nie so sehr, dass sie gänzlich unrealistisch wirken.

Interaktiv zuschauen. Zumindest im Geist.

Was bei mir im Laufe der Serie auch immer wieder passiert ist: ich habe mich selbst gefragt, wie ich handeln würde. Würde ich auf Basis der Informationen zu einem zweifelsfreien Urteil kommen können, wenn ich Geschworener in diesem Fall wäre? Und ich kam am Ende zum Urteil: nein. Das könnte ich nicht.

Wie schwer muss es eigentlich sein, über das Schicksal eines Menschen zu urteilen? Wie sehr belasten mich meine eigenen Gedanken und Probleme, wenn ich über andere richte? Ab welchem Punkt urteile ich wirklich „zweifelsfrei“? Ab 90% Sicherheit? Ab 99% Sicherheit oder tatsächlich nur bei 0% Zweifel?! Wie viele Stratftäter wären noch auf der Straße, wenn sie nur bei 0% Zweifel verurteilt würden? Und müsste die Justiz nicht eigentlich auch nur bei 0,1 Promille Unsicherheit, dem Beschuldigten Recht geben?

Fragen in meinem Kopf.

Würde ich die zwölf Geschworenen weiterempfehlen?

Für alle, die grundsätzlich an Crime-Serien interessiert sind und auch verworrene Geschichten im Hintergrund mögen, eine uneingeschränkte Empfehlung für ein schmuddeliges Herbst-Wochenende. So lange die Sonne scheint, Freunde verfügbar sind oder Fall Guys noch nicht langweilt, gibt es aber definitiv bessere Optionen.

Photo by Tingey Injury Law Firm on Unsplash

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