snail on a leaf

Hypa Hypa Speed: Recht auf schnelles Internet, also zumindest Internet. Irgendwie.

Es war lange still hier. Deswegen geht der Blick zunächst ins Frühjahr diesen Jahres: Im April 2021 wurde das Telekommunikations-Gesetz überarbeitet. Erstmal ein beeindruckender Schritt für eine große Koalition. Ein Bestandteil dieser Novelle, den man an einem Technologie-Standort wie der BRD eigentlich als Muss-Kriterium beziehungsweise Hygienefaktor ansehen sollte, war das Recht auf schnelles Internet. Ein Land, das einst für seine Dichter und Denker bekannt war, muss im Jahr 2021 tatsächlich ein Gesetz verabschieden, in dem jedem im Lande der Zugang zum Internet garantiert wird. Ein Land, das für Gründerinnen und Gründer, für Start-Ups und Investoren-Gruppen interessant und attraktiv sein möchte (und auch muss). Wow.

Das ist aber noch nicht mal der eigentliche Gag. Sad but true. Die Bundesnetzagentur hat nun nämlich einmal festgelegt, was denn dieses schnelle Internet konkret bedeuten solle. So wird nun garantiert, dass künftig jeder Haushalt Zugang zu einer Leitung mit 10Mbit Down- sowie 1,3 Mbit Upstream haben solle. Ich wiederhole: 10 Mbit Downstream. Das erinnert mich an die Zeiten der ISDN-Kanalbündelung zurück, wo man sich mit den Mitgliedern des Haushalts abstimmen durfte, ob jetzt gesurft oder telefoniert wird. Mit einer 10 Mbit-Leitung komme ich noch nicht einmal in den Genuss eines 4K-Streams. Selbst ein Teams-Video-Call und ein Full-HD-Video-Stream von YouTube dürften diese Leitungen zum Glühen bringen. Da macht Home-Office richtig Laune. Die Latenz dürfe übrigens nicht über 150 Millisekunden liegen. Das erzählen wir nun mal einem Counter-Strike-Zocker aus dem Jahre 2000. Ein Ping von über 30 hat in der Regel für Gelächter und einen Kick gesorgt.

Die Begründung ist der nächste Witz

Warum das so ist, begründet die Bundesnetzagentur damit, dass man Ziele nicht zu hoch stecken solle und diese Werte zunächst als Richtgröße gelten würden, die jährlich zu überprüfen sind. Gott sei Dank fangen wir mit dieser Richtlinie in der Vergangenheit an. Zurück in die Zukunft. Außerdem gehe es darum, dass man den Ausbau des Glasfaser-Netzes nicht gefährden wolle, indem Kapazitäten der Netzbetreiber durch die Novelle des Telekommunikations-Gesetzes gebunden würden. Eine weitere Technologie, die Dank eines gefickt eingeschädelten Deals zwischen Helmut Kohl und Leo Kirch Jahrzehnte zu spät Realität wird. Dieses Ding mit der Digitalisierung müssen wir glaube ich nochmals neu denken in Deutschland. Vielleicht hat diese Ampel da ja noch Ideen und Ambitionen.

Bildnachweise

Fotos von Magda V und Jeremy Bezanger auf Unsplash

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