Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn in einer Partei beziehungsweise sogar zwei Parteien ein Kampf um die Position des Kanzlerkandidaten entsteht. Das passiert bei allen Parteien. Und auch in der SPD ist ein gewisser Volksliebling, Karl Lauterbach, noch immer schlimm angefressen, dass er wie so oft in seiner Karriere nicht ganz vorne steht. Deswegen ist Corona vermutlich gerade das Beste, was ihm je passieren konnte (sorry.) – viel Gram darüber findet man auch in seinem Auftritt bei Chez Krömer.
Der Machtkampf in der Union hat aber natürlich ein Gschmäckle. Während das Land und die Wähler, ähh Menschen, unter der Pandemie leiden, scheint es in der Union nur noch um zwei Männer zu gehen. Von Angela Merkel, die ich sehr schätze, hört man dazu gar nichts. Vielleicht auch gut so.
Was war nochmal die Farbe der Hoffnung?
Die Grünen dagegen haben zumindest nach aussen eine einvernehmliche und friedliche Lösung gefunden. Ich bezweifle jedoch, dass es die bessere Lösung war, was die Person angeht. Mir geht es hier nicht darum, dass Annalena Baerbock eine Frau ist, ganz im Gegenteil, aber Habeck hatte aus meiner Sicht das aussichtsreichere Profil. Ganz happy wird er mit seiner Rolle vermutlich auch nicht sein, aber das wird alles die Zukunft zeigen.
Weder demokratisch noch sozial.
Das Gender-Thema hat die Christliche Union ja Gott sei Dank nicht. Der Kampf um die Kanzlerkandidatur läuft im Moment aber auch weder demokratisch noch sozial. Der eine verwehrt sich der Stimmung in der Bevölkerung und der andere schickt einen Treueschwur aus München, den man ihm nicht so wirklich abnehmen kann.
Den größten Gefallen können die beiden Streitenden dem deutschen Volk vermutlich damit tun, dass sie sich nun einfach einigen und sich wieder den akuten Themen widmen. Vielleicht hätte man sich auch viele Querelen ersparen können (übrigens analog zum Corona-Krisen-Management), wenn man sich nicht selbst mit unnötigen Timings selbst unter Druck gesetzt und somit lächerlich gemacht hätte. Denn sowohl im Falle von Corona als auch in der unsäglichen K-Frage ist es doch jedem klar, dass die Entscheidungen brutal schwer zu fällen sind. Aber wenn ich eine Entscheidung beziehungsweise eine Besserung für Tag X verspreche, dann sollte ich das auch halten. Alles eine Frage der Kommunikation. Aber klar, nachher ist man immer klüger. Hoffentlich lernt die Union auch etwas daraus. Spätestens bei der nächsten Wahl gibt es ja dann die Bewertung durch das Volk.
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